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Das schwere Erdbeben von Südmarokko

von Claude Weiss

15. September 2023

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Fig. 1
Erdbeben von Marakesch
8. 9. 2023, 22:11 GT
X, MA (31N04, 8W23)
Koch
   
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Fig. 2
Erdbeben 1960 von Agadir
29. 2. 1960, 23:41 GT
Agadir, MA (30N26, 9W36)
Koch
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Fig. 3
Neumond vor Erdbeben Agadir
26. 2. 1960, 18:23 GT
Agadir, MA (30N26, 9W36)
Koch
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Fig. 4
Neumond vor Erdbeben Marakesch
16.8.2023, 9:38 GT
X, MA (31N04, 8W23)
Koch
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Fig. 5
Sonnenfinsternis vom 14.10.2023 für Epizentrum
14. 10. 2023, 17:55 GT
X, MA (31N04, 8W23)
Koch
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Fig. 6
Marokko Unabhängigkeit
28. 5. 1956, 11:00 GT
Rabat, MA (34N02, 6W51)
Koch
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Fig. 7
Marokko: Progressionen für September 2023
Radix: 28. 5. 1956, 11:00 GT
Rabat, MA (34N02, 6W51)
Koch

Am späten Abend vom 8. September 2023 ereignete sich kurz nach 23 Uhr Lokalzeit ein schweres Erdbeben mit Epizentrum südwestlich von Marrakesch, welches in der marokkanischen Millionenstadt viele Gebäude einstürzen liess und auch eine Reihe von Opfern verursachte. Am grössten waren aber die Verheerungen in den Dörfern des Atlasgebirges, in welchen Lehmhäuser vorherrschen, die praktisch allesamt einstürzten und die schlafenden Menschen unter sich begruben. Als diese Zeilen am 13. September geschrieben werden, zählt man gegen 3000 Tote, wobei die Schätzungen sich täglich erhöhen. Das Horoskop für das Erdbeben ist in Fig. 1 für das Epizentrum, welches auf einer Länge von 8.23 West und einer Breite von 31.04 Nord liegt, für die Weltzeit von 22.11 Uhr abgebildet. Bei der Betrachtung des Horoskops sind wir nicht erstaunt, den Planeten Uranus an prominenter Stelle am Aszendenten vorzufinden, wobei die Tatsache, dass er im Moment des Bebens nicht exakt auf den Aszendenten zu liegen kam, sich damit erklären könnte, dass die Lilith, die zum Uranus im Quadrat steht, mit der vorliegenden Geburtszeit ein gradgenaues Quadrat zur AC/DC-Achse macht.

Das Beben vom 8. September ist mit 6.8 auf der Richterskala das stärkste, wenn auch nicht das verlustreichste Beben Marokkos der letzten 100 Jahre. Vor 63 Jahren gab es nämlich bereits ein verheerendes Beben, jenes von Agadir vom 29. Februar 1960 (Fig. 2), welches die ganze südmarokkanische Hafenstadt zerstörte und mit 15000 Opfern ein Drittel der Bevölkerung forderte. Danach wurde Agadir völlig neu aufgebaut. Das Erdbeben von Agadir hatte zwar «nur» eine Stärke von 5.8, aber es ereignete sich bloss 15 Kilometer unter der Erdoberfläche und direkt unter dem Stadtzentrum, sodass es massive Erschütterungen hervorrief. Auch traf das Hauptbeben, als es um 23.41 Uhr ausbrach, viele Menschen im Schlaf.

Bei Betrachtung des in Fig. 2 abgebildeten Horoskops machen wir eine interessante Beobachtung: Steht der Planet Uranus beim jetzigen Erdbeben (Fig. 1) kurz vor dem Aszendenten im Stierzeichen, befand er sich damals kurz vor dem MC im Löwezeichen. Die Venus-Stellungen liegen vis-à-vis voneinander im Bereich von 12 ½ Grad Löwe (gegenwärtiges Beben) und 11 ½ Grad Wassermann (früheres Beben). Zusätzlich steht die Venus bei beiden Beben jeweils im Zeichen des IC und im Quadrat oder in Opposition zum Uranus. Befindet sich der Uranus beim jetzigen Beben am Aszendenten, stand er beim Beben von 1960 im Quadrat zur AC/DC-Achse.

Neumonde vor dem Erdbeben

In beiden Fällen sind die Neumond-Horoskope vor dem Erdbeben auffällig. Dem Agadir-Erdbeben vom 29. Februar 1960 ging ein Neumond voraus, der am Deszendenten im Fischezeichen und in Opposition zum Pluto am AC (Fig. 3) stattfand. Eindrücklich ist auch, dass sich diese Opposition exakt auf der AC/DC-Achse ereignete, was einen starken Bezug zum Ort Agadir herstellt. Beim Beben vom 8. September 2023 kommt das Neumondhoroskop (Fig. 4), mit Neumond Konjunktion Lilith und rückläufiger Venus im Löwezeichen Quadrat Uranus im Stierzeichen, ebenfalls ungewöhnlich und irritierend daher. Die Tatsache, dass Lilith und Neumond in der Nähe des Umschlagpunktes der Venus von direktläufig zu rückläufig (28 ½ Grad Löwe) liegen, und die rückläufige Venus des Neumondhoroskops mit diesen Stellungen eine weite Konjunktion bildet, wobei Sonne und Mond ein gradgenaues Quadrat zu Uranus im Stierzeichen machen, symbolisiert, dass Festes aufgebrochen wird und dies zu tiefgreifenden Veränderungen führt, wobei der Lilith eine Signalwirkung zukommt. Wir vermissen allerdings einen markanten Bezug des Neumondes zum Ort des Erdbebens. Immerhin macht der Neumond je ein Halbquadrat zum AC und zum MC, was auch bedeutet, dass der Neumond gradgenau auf der Symmetrie-Achse zwischen AC/DC und MC/IC steht. Ein Hauptaspekt erschliesst sich uns jedoch, wenn wir das Horoskop der Sonnenfinsternis vom 14. Oktober für das Epizentrum des Bebens erstellen (Fig. 5). In diesem Fall kommt der Neumond zusammen mit der Mondknotenachse und dem Chiron auf die AC/DC-Achse zu liegen und Pluto macht ein Quadrat zur Mondknotenachse, zur AC/DC-Achse und zum Neumond. So kann es sein, dass die Konsequenzen des Erdbebens erst im Oktober und um die Zeit der Sonnenfinsternis in ihrer ganzen Dimension erkennbar werden. Wie die folgenden Ausführungen aufzeigen, ist es denkbar, dass dies zu heftigen politischen Erschütterungen führt, die weit über das Ereignis hinausgehen. Die Sonnenfinsternis in unsere Betrachtungen einzubeziehen, ist auch deshalb naheliegend, weil Finsternisse oft mit Ereignissen zusammenhängen, die bereits 1 ½ Monate vor ihrem Zustandekommen stattfinden. Dies trifft für das Erdbeben vom 8. September zu.

Das Horoskop von Marokko

Lange Zeit gehörte Marokko zum islamischen Imperium, im Rahmen welchen es als westliches Randgebiet eine gewisse Selbständigkeit innehatte. Dies dauerte an, bis am 30. März 1912 Marokko ein französisches Protektorat wurde. In diesem Rahmen wurde es während vielen Jahren von Frankreich regiert.

Als Horoskop des modernen Marokkos empfiehlt deshalb der Historiker und Astrologe Nicholas Campion in «Das Buch der Welthoroskope» für den neuen Staat jenen Moment zu nehmen, der mit dem formellen Ende des Protektorats zusammenfällt. Dazu schreibt er: «Die Übereinkunft, durch welche das Protektorat endete, wurde am 2. März 1956 in Paris unterzeichnet, doch erst nach der Ratifizierung durch die französische Nationalversammlung konnte sie wirksam werden. Die vollständige Unabhängigkeit erlangte Marokko am 28. Mai 1956 um 12.00 Uhr, als der französisch-marokkanische Vertrag in Paris unterzeichnet wurde.» [1] Das in Fig. 6 abgebildete Horoskop ist für dieses Datum für die Hauptstadt Rabat berechnet und die Zeit ist auf Marokko umgesetzt (11.00 Uhr).

Mit dem Aszendenten im Löwezeichen, in Konjunktion mit Jupiter und Pluto, in Opposition zum Mars in Wassermann und im Quadrat zum Saturn in Skorpion, ist der Anspruch des Königshauses auf Dominanz gross, und die Konstellationen lassen uns verstehen, weshalb im Falle von kritischer Berichterstattung über den Monarchen hart durchgegriffen wird. Als Resultat davon landet Marokko hinsichtlich Pressefreiheit international gesehen im hinteren Bereich. Das Problem eines unnachgiebigen Umgangs mit allem, was die Autorität des Königs infrage stellen könnte, lässt sich auch aufgrund der Sonne (Konjunktion rückläufiger Merkur) am absteigenden Mondknoten in Zwillinge im zehnten Haus verstehen. Zwar gab es Hoffnungen, als nach dem Tod von König Hassan II. sein Sohn Mohammed 1999 als jetziger dritter König von Marokko seit der Unabhängigkeit von Frankreich den Thron bestieg, und man freute sich, als dieser 2002 die Informatik-Ingenieurin Salma Bennani, eine Frau aus dem Volk, heiratete. Seit 2017 hat sich aber Prinzessin Lalla Salma, wie sie als Frau von Mohammed VI. heisst, völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, und sie tritt nicht mehr mit ihrem Gatten auf. Es wird angenommen, dass es zwischen beiden zu einer Trennung oder einer Scheidung gekommen ist und sie wegen der Kinder in Marokko bleibt.

Die Schwierigkeiten des gegenwärtigen marokkanischen Königs – ebenso wie seiner männlichen Vorfahren –, eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu unterhalten, kommt im Horoskop des Landes über die gradgenaue Lilith/Mond-Konjunktion auf 19 Grad Steinbock zum Ausdruck, die im Horoskop Marokkos unaspektiert ist. Bekanntlich symbolisiert der Mond in einem Landeshoroskop sowohl die Rolle der Frauen, als auch die Befindlichkeit des Volkes und Mond/Lilith legt eine weibliche Unangepasstheit nahe, die einem traditionell ausgerichteten Herrscher ein Dorn im Auge sein dürfte. Zusätzlich befindet sich diese Stellung in der exakten Halbsumme zwischen Venus und Uranus, und man kann sich vorstellen, dass die Schwierigkeiten, die der König mit seiner Frau hat, auch seine Mühen zum Ausdruck bringt, ein herzliches Verhältnis zu seinem Volk zu unterhalten. So wird von einigen beklagt, dass er über die Hälfte seiner Zeit in Frankreich weilt, wo er ein Schloss besitzt, was unter anderem vonseiten des Hofes mit der Notwendigkeit medizinischer Behandlungen gerechtfertigt wird. Als das Erdbeben am 8. September ausbrach, weilte Mohammed VI. wieder einmal in Frankreich, flog jedoch am nächsten Tag zurück nach Marokko. Obwohl er sich dort seit dem 9. September befindet, ist er allerdings bis zum 13. September noch nicht im Erdbebengebiet aufgetreten, und es fehlt in einer Zeit nationaler Krise die Botschaft des Königs an sein Volk. Das einzige, zu dem er sich bereitfand, war ein Besuch in einem Krankenhaus von Marakesch am 12. September. 

Mond/Lilith-Kombination gegenwärtig angesprochen

Eine der bewährtesten Methoden, um zeitliche Auslösungen in einem Horoskop zu studieren, ist jene der Sekundärprogressionen, nach dem Schlüssel «1 Tag gleich 1 Jahr». Dabei stellen die Progressionen der Achsen ein unschätzbares Instrument dar, um die Gültigkeit der Geburtszeit zu überprüfen. Wenden wir diese Methode nun auf das Horoskop von Marokko an, machen wir eine interessante Entdeckung. Die für den 8. September aufgezeichneten Sekundärprogressionen von Marokko sind in Fig. 7 abgebildet. Ohne lang studieren zu müssen, erkennen wir auf Anhieb, dass der progressive IC des Marokko-Horoskops auf 19 Grad Steinbock fällt, gradgenau jener Stelle, auf der sich die unaspektierte (und in diesem Fall unintegrierte) Lilith/Mond-Konjunktion befindet. Dies heisst nichts anderes als dass Marokko in diesem Jahr mit den Kräften konfrontiert wird, die im Volk lauern, dem bisher ein permanenter Maulkorb verpasst wurde. Dabei könnte die Unfähigkeit des Königs, die Menschen in einer schwierigen Situation abzuholen, für die Zukunft des Landes ernsthafte Konsequenzen haben. Dafür spricht auch, dass die Sonnenfinsternis vom 14. Oktober 2023 in Opposition zum Chiron (in Fig. 5 abgebildet), die von 18 Grad Widder – 21 Grad Waage reicht, im Quadrat zur Mond/Lilith-Konjunktion von Marokko stattfindet und sich in der Nähe der progressiven AC/DC-Achse des Landes (siehe Fig. 7) ereignet, mit dem Chiron der Sonnenfinsternis auf wenige Bogenminuten genau auf dem progressiven Deszendenten des Marokko-Horoskops. Dazu passt auch, dass der Uranus der Sonnenfinsternis auf 22 Grad Stier ein exaktes Quadrat zur AC/DC-Achse von Marokko macht und der laufende Uranus zusätzlich seit kurzem im zehnten Haus des Marokko-Horoskops transitiert. Wir stellen auch fest, dass die rückläufige Venus, die am 23. Juli im Orb von 2 Grad auf dem Pluto des Marokko-Horoskops und in Opposition zu dessen Mars gekehrt hat, nun die ganze Zeit durch das undurchsichtige und schwierige zwölfte Haus gegangen ist, um diese rückläufige Schlaufe auf 12 Grad Löwe in exakter Opposition zum Chiron des Marokko-Horoskops abzuschliessen. Dies bedeutet, dass das Land aufgrund seines Horoskops seit kurzem einer Menge von Herausforderungen ausgesetzt ist, sodass eine inadäquate Handhabung der gegenwärtigen Krise durch den König grosse Auswirkungen haben kann.

 

Dies ist der erste Teil eines längeren Artikels, der in der Oktober/November-Nummer von Astrologie Heute (Nr. 225) erscheint. In der Fortsetzung wird unter Berücksichtigung des Horoskops des Königs erläutert, was die durch das Erdbeben ausgelöste Krise für das Land bedeuten könnte.

 

Fussnote
[1] Nicholas Campion, «Das Buch der Welthoroskope», Edition Astrodata, Wettswil 1991

 


Claude Weiss beschäftigt sich seit über 50 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Analysen anbietet; von 1988 bis 2019 Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); gefragter Referent an internationalen Kongressen. Bücher: «Das Menschheitshoroskop und die grossen Zyklen - Ein Schlüssel zum Verständnis unserer heutigen Zeit», «Die 28 Mondphasen der Geburt - Eine inspirierende Erweiterung des klassischen 8-Phasen-Mandalas», «Warum wir uns inkarnieren - Das Geheimnis des karmischen Neumondes», «Horoskopanalyse» Band 1 und 2 (Band 2 ist in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erhältlich), «Karmische Horoskopanalyse», Band 1 und 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010-2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail an Claude Weiss.

 

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