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Macron-Jupiter und die Neuwahlen in Frankreich: Selbstüberschätzung oder geschickter Schachzug?

von Claude Weiss

18. Juni 2024

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Fig. 1
Emmanuel Macron
21.12.1977, 10:40 LT, 9:40 GT
Amiens, F (49N54, 2E18)
Koch
   
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Fig. 2
Emmanuel Macron: Progressionen für Mitte Juni 2024
Radix: 21.12.1977, 10:40 LT, 9:40 GT
Amiens, F (49N54, 2E18)
Koch
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Fig. 3
Emmanuel Macron: Konv. Progr. für Mitte Juni 2024
Radix: 21.12.1977, 10:40 LT, 9:40 GT
Amiens, F (49N54, 2E18)
Koch
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Fig. 4
Jordan Bardella
13.9.1995, 15:42 LT, 13:42 GT
Drancy, F (48N56, 2E57)
Koch
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Fig. 5
Composit zwischen Macron und Bardella
Radix Macron: 21.12.1977, 10:40 LT, 9:40 GT, Amiens, F (49N54, 2E18);
Radix Bardella: 13.9.1995, 15:42 LT, 13:42 GT, Drancy, F (48N56, 2E57) 
Koch

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Fig. 6
Jordan Bardella: Progressionen für Mitte Juni 2024
Radix: 13.9.1995, 15:42 LT, 13:42 GT
Drancy, F (48N56, 2E57)
Koch
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Fig. 7
Jordan Bardella: Konv. Progr. für Mitte Juni 2024
13.9.1995, 15:42 LT, 13:42 GT
Drancy, F (48N56, 2E57)
Koch
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Fig. 8
Marine Le Pen
5.8.1968, 11:20 LT, 10.20 GT
Neuilly sur Seine, F (48N53, 2E16)
Koch
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Fig. 9
Marine Le Pen: Progressionen für Mitte Juni 2024
Radix: 5.8.1968, 11:20 LT, 10.20 GT
Neuilly sur Seine, F (48N53, 2E16)
Koch

Bereits in seinem Wahlkampf 2016/17 gelobte Emmanuel Macron, für die Franzosen einen «jupiterhaften» Präsidenten zu verkörpern. Nach dem Scheitern seines Vorgängers François Hollande, der sich bemühte, ein «normaler» Präsident zu sein, meinte Macron, bei seinen Landsleuten eine Sehnsucht nach einem Staatspräsidenten ausgemacht zu haben, der beherzt und engagiert die Führung des Landes übernimmt. Diese Rolle entspräche in der Mythologie dem Gott Jupiter, oberster aller Götter im Olymp.

Versuch eines Befreiungsschlags

Als Macrons Bündnis «Renaissance» bei seiner Wiederwahl im Jahre 2022 die absolute Mehrheit verfehlte, sodass er von nun an einen Partner zum Regieren brauchte, versuchte er, sich von der Zuschreibung, den Jupiter zu verkörpern, etwas zu distanzieren, indem er sich lieber mit dem Gott des Feuers, Vulkan, verglich, der in seiner Schmiede unermüdlich und arbeitsam an neuen Lösungen herumlaboriert. Das Etikett, wie der Herrscher des Olymps, an den Menschen vorbeizuregieren und notfalls mit den Vollmachten, die die 5. Republik dem Präsidenten verleiht, durch dekretartige Verfügungen den Widerstand gegenteiliger Meinungen zu überwinden, hat nicht dazu beigetragen, dass Macron die Zuschreibung, sich wie eine Karikatur des obersten Himmelsgottes zu benehmen, abstreifen konnte. Die Assoziation mit dem Jupiter, der, wenn ihm etwas nicht passt, mit Donnerkeilen um sich wirft, hat er eher bestätigt, als er am 9. Juni nach Vorliegen von Schätzungen über ein mit 31,7 % der Stimmen unerwartet grossen Wahlerfolg des «Rassemblement National» (RN) von Marine Le Pen bei den Europawahlen um 21.02 Uhr die Auflösung der Nationalversammlung verkündete, ein Vorgang, den es seit 1997 nicht mehr gegeben hatte [1]. Mit über 30 % der Stimmen hatte der RN die für die Partei von Macron (Renaissance, mit 14,6 %) abgegebenen Stimmen mehr als verdoppelt. Die Wahlen sind für den 30. Juni und den 7. Juli 2024 angesagt.

Wenige Tage später wurde dann bekannt, dass die Partei «Les Republicains» (LR) mit dem «Rassemblement National» (RN) eine Verbindung eingehen wolle. Die Initiative dazu ging von Eric Ciotti, dem Präsidenten der Partei aus, löste aber in dieser heftigen Widerstand aus, sodass von verschiedenen Exponenten der LR ein Vorstoss unternommen wurde, um ihren Präsidenten zu entmachten. Etwas Ähnliches geschah bei der Partei «Reconquête», die bisher durch Eric Zemmour als Präsidenten und Marion Maréchal, Nichte von Marine Le Pen, repräsentiert wurde, wobei Maréchal wegen ihrer Empfehlung an die Wähler, nicht «Reconquête» sondern den «Rassemblement National» zu wählen, von Zemmour wegen Verrats aus der Partei ausgeschlossen wurde. Gleichzeitig planten die linken und grünen Parteien, die sich aufgerufen fühlten, den scheinbar unaufhaltsamen Vorstoss des RN bis zur Spitze der Macht aufzuhalten, die Gründung eines übergeordneten «Front populaire», um durch eine entsprechende Stimmenzahl einen wirksamen Block zu bilden und damit den Vorstoss der Rechten aufzuhalten. Allerdings bestehen zwischen den beteiligten Gruppierungen nach wie vor ernsthafte Differenzen im Hinblick darauf, wer im Falle eines Erfolgs die Rolle des Regierungschefs einnehmen soll.

Eine wohlüberlegte Entscheidung

Auch wenn die Ankündigung Macrons vom Samstagabend, 9. Juni, einigen Kommentatoren als spontan und unüberlegt erschien, bestätigt ein interessanter Beitrag von Fanny Zarifi und Olivier Faye der Zeitung «Le Monde» vom 16. Juni auf youtube, dass Macrons Entscheidung schon seit Monaten Konsultationen mit verschiedenen Beratern vorausgingen. So kann man davon ausgehen, dass Macron schon lange im voraus beschlossen hatte, im Falle eines überdurchschnittlichen Erfolgs der Rassemblement National von Le Pen die Auflösung der Nationalversammlung auszurufen, um in seinen Handlungen einen grösseren Freiheitsgrad wiederzuerlangen. Sein Job steht ohnehin nicht auf dem Spiel, denn gemäss den Bestimmungen der 5. Republik ist der Präsident für eine Amtszeit von fünf Jahren gesetzt. Kommt es aufgrund des veränderten Wählerwillens während einer laufenden Präsidentschaft zur Bildung einer Regierung aus einem anderen politischen Lager, herrscht das Regime einer sogenannten «Kohabitation» zwischen Präsident und oppositioneller Regierung vor, mit klar definierten Vollmachten des Präsidenten und der Regierung. Bekanntlich sind die Resultate der Europawahlen für die Stimmenverhältnisse in den einzelnen Ländern nicht relevant und sie haben nur indikativen Charakter. So hätte Macron wie bisher weiter regieren können. Moralisch hätte das Scheitern seiner Partei bei den Europawahlen für ihn aber einen extremen Makel und eine Schwächung bedeutet. Darum wählte er mit der Ausrufung von Neuwahlen die Flucht nach vorne, nicht ohne seinen Landsleuten ins Gewissen zu reden und dazu aufzurufen, ernsthaft zu überdenken, ob sie – eingedenk der damit verbundenen Gefahren – auch bei nationalen Wahlen der extremen Rechten ihre Stimme geben wollen. Dabei warnte er auch vor einer Stimmabgabe an die extreme Linke.

Er muss sich aber auch überlegt haben, dass im Falle eines erfolglosen Aufrufs die durch eine RN-Regierung entstehende Situation der sonst vorliegenden vorzuziehen sein könnte. Einer Regierung des Rassemblement National würde in diesem Fall der junge Shooting Star des RN, Jordan Bardella, vorstehen, der sich dann mit Präsident Macron arrangieren müsste, wenn er etwas bewirken wollte. Dabei meinen einige Kommentatoren, eine solche Situation könnte für Macron sogar den Vorteil haben, dass sich die Rechtsregierung des RN in den nächsten Jahren, bis zur neuen Präsidentenwahl von 2027, bewähren müsste und dabei entzaubert würde, womit die Chancen von Marine Le Pen, dann das Rennen um die Präsidentschaft zu machen, schwinden würden. Macron selbst kann dann wegen zwei abgelaufenen Amtszeiten zwar nicht mehr als Präsident gewählt werden, aber er könnte auf diese Weise dazu beitragen, dass jemand aus einem gemässigteren Lager an die Reihe kommt.

Im Folgenden sollen die Konstellationen der verschiedenen Akteure einer astrologischen Prüfung unterworfen werden:

Macron, der Jupiter-Präsident

Emmanuel Macrons Horoskop ist in Fig. 1 abgebildet. Bei Betrachtung des Kosmogramms, mit vier Gestirnen im Schützezeichen, darunter drei der persönlichen Planeten, sowie seiner Sonne/Merkur-Konjunktion in Opposition zum Jupiter, fällt es nicht schwer zu verstehen, warum sich Macron gerne als Repräsentant des Jupiter-Prinzips erleben konnte und, gestützt durch beeindruckende Anfangserfolge, sich als Präsident sah, dem im Hinblick auf die Entfaltung Frankreichs eine Mission zukommt. Mit einem rückläufigen Jupiter sollte man in dieser Hinsicht allerdings vorsichtig sein, denn eine solche Stellung kann darauf hinweisen, dass im Zusammenhang mit der eigenen Entfaltung nicht immer die äusserlich positivsten Seiten der Jupiter-Qualität zum Ausdruck kommen, sondern bei allzu selbstbewusstem Auftreten die Gefahr besteht, dass man durch das eigene Verhalten andere provoziert, die sich dann zu Gegnern profilieren, ein Risiko, das durch eine Opposition des Jupiter zur Sonne verstärkt wird. So wurde Macron von linker Seite schon am Anfang seiner Präsidentschaft kritisiert, weil er früher bei der Rothschild-Bank gearbeitet hatte und dabei in kurzer Zeit einiges Geld machte. Damit wurde impliziert, dass er sich vor allem für die Belange der Reichen einsetze und für die Sorgen des Volkes kein Ohr habe. Diese Kritik flammte bereits zur Zeit der Gelbwestenproteste vom Herbst 2018 – Frühjahr 2019 heftig auf und läutete die erste Phase einer ernsthaften Entfremdung zwischen Präsident und Volk ein.

Der Mythos eines Volkes, das den König stürzt

Hinzu kommt der mit der Entstehung der französischen Republik verbundene Mythos des Aufstandes gegen den König, der jedes Mal geweckt wird, wenn in Frankreich ein Präsident, ohne dass das Land in einer für alle sichtbaren Notsituation ist, autoritäre Züge zeigt. Dabei sei in Erinnerung gerufen, dass der Beginn der Französischen Revolution mit der Jupiter/Uranus-Konjunktion vom Juli 1789 und Pluto in Wassermann stattfand, als das französische Volk am 14. Juli die Festung der Bastille erstürmte. Diese Doppelkonstellation (Jupiter/Uranus-Konjunktion und Pluto in Wassermann) wiederholte sich in diesem Jahr mit der Jupiter/Uranus-Konjunktion vom 21. April und Pluto in Wassermann erstmals. Dabei sei daran erinnert, dass unter ähnlichen Konstellationen (nicht Pluto in Wassermann, aber eine Uranus/Pluto-Konjunktion und drei Jupiter/Uranus-Konjunktionen von 1968 – 69) auch der französische Nationalheld und Gründer der 5. Republik, General De Gaulle, mit den Studentenprotesten vom Mai 1968 eine für ihn derart unerträgliche Herausforderung erlebte, dass er 1969 nach einem von ihm initiierten Referendum, bei welchem das Volk seine Vorschläge nicht guthiess, 1969 zurücktrat.

Pluto auf AC als totale Herausforderung

Das in Fig. 1 abgebildete Horoskop von Emmanuel Macron zeigt jedoch, dass der französische Präsident, auch unabhängig von diesen mundanen Wiederholungen, zurzeit unter dem Druck heftiger Herausforderungen steht. Bereits im Frühjahr 2022, als er bei der Wahl zu seiner zweiten 5-jährigen Präsidentschaft die regierungsfähige Mehrheit verpasste, stand der laufende Pluto, der am 28. April eine Station auf 28 ½ Grad Steinbock bildete, gradgenau auf seinem Aszendenten. Inzwischen hat der langsamste aller Planeten im Jahre 2023 mehrmals den Übergang von Steinbock zu Wassermann vollzogen, und dies geschieht letztmals im Herbst 2024, wiederum gradgenau auf Macrons Aszendent, bevor Pluto im November dieses Jahres definitiv ins Wassermannzeichen wechselt. Ob dies Erlösung bringt, ist allerdings auch nicht gesichert, denn für den in Amiens geborenen Macron mit einem Steinbock-Aszendenten, wechselt dessen Stellung, wenn wir das Horoskop auf Paris relozieren. Dann steht der Aszendent auf 0.13 Grad Wassermann (mit einem MC, der praktisch auf gleicher Position verharrt). Dies kann der Stellung des Chiron auf 1 Grad Stier zusätzliche Bedeutung geben, denn Chiron bildet in diesem Fall ein gradgenaues Quadrat zu Macrons Aszendent.

Bedeutsam erscheint zusätzlich, dass im Frühjahr 2022 Uranus kurz nacheinander ein Quadrat zu Macrons rückläufigen Mars im Löwezeichen, eine Konjunktion mit seinem Mond in Stier und eine Opposition zu seinem Uranus bildete. Bekanntlich entspricht die Uranus/Uranus-Opposition, die wir im Alter von 40 – 45 Jahren erleben, einer Midlife-Krise. Bei Macron befand sich der laufende Uranus zwischen 2021 – 2023 mehrfach auf seinem Mond und in Opposition zu dessen Radix-Stellung.

Neptun Quadrat Sonne/Merkur vernebelt

Neu ist allerdings für dieses Jahr 2024 das gradgenaue Quadrat des laufenden Neptun zur Sonne/Merkur-Konjunktion Macrons im Schützezeichen, ein Transit, der sich während der Zeit von Mai–September gradgenau abspielt und eine Konstellation verkörpert, die sich im März 2025 und Oktober 2025 bis Februar 2026 gradgenau wiederholt, begleitet von Saturn/Neptun-Konjunktionen Anfang Widder um Mitte 2025 und Anfang 2026. Dies sind bei einer Sonne/Merkur-Stellung auf 29 Grad Schütze in Opposition zu Jupiter auf 1 Grad Krebs enorm herausfordernde Konstellationen, die zu unrealistischen Vorstellungen geneigt machen können. In diesem Zusammenhang stellt sich eine wichtige Frage:

Mit der Auflösung der Assemblée nationale fordert Macron die französischen Bürgerinnen und Bürger dazu auf, zu entscheiden, ob sie die bei den Europawahlen erkennbar werdende Dominanz der extremen Rechtspartei Rassemblement National bestätigen oder dieser zugunsten einer harmonischeren Entwicklung des Landes eine Abfuhr erteilen wollen. Damit werden die Bürger mit der Frage konfrontiert, ob sie bei den Europawahlen vor allem ihrer Unzufriedenheit mit der Regierung Luft zu verschaffen gedachten, oder tatsächlich einen politischen Richtungswechsel des Landes nach rechts wünschen.

Mit einer Opposition von Sonne/Merkur in Schütze zu Jupiter und das Ganze im exakten Quadrat zum laufenden Neptun, kann man sich vorstellen, dass sich Macron hinsichtlich des Ausgang der Wahl einigen unrealistischen Wunschvorstellungen hingeben könnte. Verbessert sich das Stimmresultat zumindest etwas, hat er damit seine Situation möglicherweise etwas optimiert, obwohl er nach wir vor lediglich mit einer prekären Minderheitsregierung weiterregieren kann, sofern andere zu kurzfristigen Bündnissen mit ihm bereit sind. Wobei die Partei Les Republicains, die ihn bisher häufig gestützt hat, sich im Moment in Auflösung befindet. Wahrscheinlich ist, dass sie sich aufspaltet und ein Teil den Rassemblement National verstärkt, der dann zusammen mit der extremen Rechtspartei «Reconquête» den Stimmenanteil der Rechtsparteien auf 35 – 40 % heraufjagen könnte, mit der Chance, sich damit für die Regierungsverantwortung zu qualifizieren. 

Einer Kohabitation nicht abgeneigt

Dann kommt es zur sogenannten Kohabitation des Präsidenten der einen Partei mit einer Regierung, die von einer anderen Partei gestellt wird, was Macron allerdings als gewiefter Taktiker schon im voraus einkalkuliert haben dürfte.

Es drängt sich nämlich die Vermutung auf, dass er sich eine solche Situation eher wünscht als mit einer Minderheitsregierung weiterwursteln zu müssen, die bei wichtigen Entscheidungen darauf angewiesen ist, im immer enger werdenden Spektrum Gleichgesinnter anderer Parteien Unterstützung zu finden. Diese Konsequenz ist zwar tragisch für alle, die sich als Delegierte und Exponenten von Macrons Partei Renaissance im Wahlkampf engagiert haben – auch weil sie bisher der Überzeugung waren, es gehe darum, die extreme Rechte abzuwehren und zurückzudrängen. Sie alle verlieren in einem solchen Prozess ihr Amt und müssen sich neu positionieren, während der Präsident mit der neuen Mannschaft weiterarbeitet. Dabei ist begreiflich, dass  Emmanuel Macron, der Entscheidungen ohnehin am liebsten alleine fällt, den Kreis von in seine Pläne Eingeweihten wegen möglichen Indiskretionen und Lecks bewusst kleinhalten wollte. Dies hatte aber zur Folge, dass sein Premierminister Gabriel Attal, der von den Plänen, Neuwahlen durchzuführen, nichts wusste, und maximal davon betroffen ist, einen ganzen Tag brauchte, um die Nachricht, die er den Medien entnahm, zu verdauen. Angeblich bot er Macron an, selbst zurückzutreten, wenn dies hilfreich sein sollte, um die Ausrufung von Neuwahlen zu vermeiden. In diesem Moment wurde ihm vielleicht bewusst, dass er für Macron lediglich ein Ausführender ist, der Entscheidungen umzusetzen hat, die von andern gefällt werden.

Astrologie beleuchtet entscheidende Weggabelungen

Glücklicherweise sind wir mit der Astrologie besser informiert, als wenn wir lediglich davon ausgehen müssten, was Politiker sagen oder für sich behalten. Wir wissen, dass der Transit von Pluto über dem Aszendenten und Neptun gradgenau im Quadrat zu Sonne/Merkur eine Zeit anzeigt, während der der Horoskopeigner durch eine einmalig herausfordernde Periode hindurchgeht, welche bewirkt, dass er nach dieser Zeit anders ist als vorher. Dabei sind gleichzeitig mit Neptun Quadrat Sonne/Merkur Täuschungsanfälligkeiten zu verkraften, die zum Zusammenbruch von allzu optimistischen Lebensplänen führen können. Man muss dabei lernen zu akzeptieren, dass die Welt eine andere ist als wir uns bisher vorstellten. Sind wie bei Macron Sonne und Merkur in Schütze im elften Haus im Spiel, kann es um etwas naive Weltverbesserungspläne gehen, die man aufgeben muss. Weiter oben wurde die Mission erwähnt, die Macron zu Beginn seiner Karriere als Präsident Frankreichs spürte und die er erfüllen wollte. Wie weit er dazu neigt, sich mit seinen messianischen Vorstellungen und Plänen von der Realität zu entfernen, beklagte seine Frau einmal am Anfang seiner Präsidentschaft, als sie meinte: «Es ist nicht immer einfach, mit jemandem zusammenzuleben, der sich für die Jungfrau von Orléans hält».

Macrons Progressionen

Neben den Transiten von Pluto am Aszendenten, Neptun im Quadrat zur Sonne/Merkur-Jupiter-Opposition und Uranus auf dem Radix-Mond, in Opposition zu seiner Geburtsstellung, geben die Progressionen [2] interessante Aufschlüsse über wichtige Phasen der Präsidentschaft Macrons: Als er Mitte 2016 mit dem Wahlkampf begann, um Präsident der französischen Republik zu werden, stand die progressive AC/DC-Achse auf 11 Grad Widder/Waage und damit in umgekehrter Abfolge auf der Radix-Mondknotenachse von Emmanuel Macron, die im Geburtshoroskop im Sextil und im Trigon zum rückläufigen Mars auf 11 Grad Löwe steht (s. Fig. 1). Dies entsprach einer Initialzündung, an der zweifellos auch die progressive Venus auf 10 Grad Wassermann beteiligt war, indem diese eine Opposition zum Radix-Mars bildete, die ein Jahr später mit dem Beginn der Präsidentschaft exakt werden sollte. Dazu war es hilfreich, dass Mitte 2017, als Macron kurz vorher Präsident geworden war, der progressive Mond in kurzer Abfolge von Frühjahr bis Sommer zuerst über den Mondknoten, dann über den progressiven Deszendenten, nun auf 14 Grad Waage, und bald auch über den Pluto ging, der im Radixhoroskop in Konjunktion mit dem aufsteigenden Mondknoten steht. Ein Jahr später stand dann im Herbst 2018 der progressive Deszendent auf dem Radix- und dem progressiven Pluto, eine wichtige Phase im Zusammenhang mit der Ausübung eines bedeutsamen politischen Amtes. Zum gleichen Zeitpunkt kam die progressive Sonne in Opposition zum Radix-Mars zu stehen, eine Periode grosser Aktivität und Bestätigung in einem fordernden politischen Amt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Fig. 2) mit Progressionen für Mitte Juni 2024, macht die progressive Sonne ein gradgenaues Quadrat zum progressiven Uranus auf 16 Grad Wassermann/Skorpion, und der progressive Aszendent Ende Widder steht kurz davor (ein Jahr später) ins Stierzeichen zu wechseln, wo er kurz danach (Ende 2025) eine Konjunktion mit dem Chiron bilden wird. Ende 2024 geht der progressive Mond über den Aszendenten Macrons und er startet mit dem Beginn des Jahres 2025 seine Reise durch das Wassermannzeichen, wo er Anfang 2026, mit einem progressiven Neumond in Wassermann, einen neuen soli/lunaren Zyklus einleitet.

Konverse Progressionen

Aus Platzgründen werden die konversen Progressionen für Emmanuel Macron, die in Fig. 3 für Mitte Juni aufgezeichnet sind, bloss summarisch besprochen. Dabei lässt sich Folgendes erkennen:

Im Herbst 2021 ging der konverse MC auf 15 Grad Waage über dem konversen Pluto, während Mitte 2022 der konverse Aszendent auf 15 Grad Schütze kurz vor der Konjunktion mit dem konversen Neptun stand, die im September 2022 exakt wurde. Wir erinnern uns, dass Emmanuel Macron im Mai 2022 als Präsident wiedergewählt wurde, jedoch keine Mehrheit erreichte, und somit von nun an gezwungen war, für wichtige Entscheidungen eine ihn unterstützende politische Partei zu finden.

Nachdem in den letzten Jahren die Hauptachsen des konversen Horoskops Pluto und Neptun auslösten, ist für Juni 2024, mit einer Konjunktion zur konversen Sonne, der Uranus an der Reihe. Exakt wird die konverse Sonne/Uranus-Konjunktion im September, aber sie befindet sich im Juni bereits im Orb von einem Viertelgrad. Dabei ist der Vergleich mit den direkten Progressionen aufschlussreich: Fast zur gleichen Zeit findet nach dem System der direkten Progressionen (Mitte Juli 2024) ein bogenminutengenaues Quadrat zwischen progressiver Sonne und Radix-Uranus statt. Der Grund für diese doppelte progressive Sonne/Uranus-Auslösung ist das Halbquadrat zwischen der Sonne auf 29 ½ Grad Schütze und dem Uranus auf 15 Grad Skorpion im Horoskop Macrons (Fig. 1). Mit ca. 45 Grad zwischen Sonne und Uranus konstelliert sich im Alter von 45 Jahren (+/- 2 Jahre) progressiv direkt ein Quadrat (45 + 45 Grad) zwischen beiden Gestirnen und konvers eine Konjunktion (45 – 45 Grad).

Diese doppelten Uranus-Auslösungen passen zur Entscheidung Macrons, sich durch die Ausrufung von Neuwahlen frischen Handlungsspielraum zu verschaffen.

Günstiger Zeitpunkt für Zusammenarbeit mit dem RN?

Es ist denkbar, dass Emmanuel Macron sich zunehmend bewusst wurde, dass er in Anbetracht der neuen Mehrheitsverhältnisse für das Erreichen der nötigen Stimmenzahl für wichtige Entscheidungen sich nicht mehr sicher sein konnte, auf die im rechten Spektrum verbleibenden Republikaner (LR) zählen zu können. Vielleicht befürchtete er, dass diese abspringen oder aus eigenem Antrieb mit dem Rassemblement National koalieren könnten, was nach der Auflösung der Nationalversammlung durch ihn ja auch tatsächlich passierte. Linke Parteien hätten ihm im Zusammenhang mit seinen ambitiösen und beim Volk häufig ungeliebten Projekten wohl ohnehin die kalte Schulter gezeigt, oder sie hätten ihn zwingen wollen, diese rückgängig zu machen. So kann die Idee aufgekommen sein, dass es wohl besser sei, keine eigene Regierung mehr stellen zu müssen, sondern mit dem erfolgreichen Rassemblement National (RN) eine Kohabitation einzugehen, im Rahmen welcher er den Präsidenten stellt. Dafür gibt es in der 5. Republik schon fünf Beispiele, inklusive dem bereits erwähnten letzten Beispiel, das auf das Jahr 1997 zurückgeht.

Für einen solchen Schritt erscheinen die Konstellationen inzwischen auch eher günstig. Zu früheren Zeiten hätte vielleicht Marine Le Pen unter einem Präsidenten Macron für eine RN-Regierung geradestehen müssen. Sie hätte sich damit nahe ans Machtzentrum heranmanövriert, aber man kann sich vorstellen, dass gegenseitige Abstimmungen, wie sie in einer Kohabitation erforderlich sind, schwierig gewesen wären, umso mehr als Marine Le Pen schon früh Blessuren eingefangen hatte, die ihr die Zusammenarbeit mit dem selbstbewussten Macron erschwert und sie im Hinblick auf eine Kandidatur als Präsidentin im Jahre 2027 geschwächt hätten.

Seit Le Pen allerdings die Führung ihrer Partei seit 2022 dem ebenso jungen (28 Jahre) wie charismatischen Jordan Bardella überlassen hat, würde dieser in Kohabitation mit Macron eine RN-Regierung anführen, die Le Pen frisch und unversehrt im Besitz ihrer vollen Kräfte zur Kandidatur für die Präsidentschaft des Jahres 2027 belassen könnte. Macron kann gleichzeitig die (möglicherweise illusorische) Hoffnung hegen, dass die Franzosen bis dann von einer RN-Regierung die Nase voll haben, so dass andere Kandidaten neue Chancen erhalten würden, die Präsidentschaft zu übernehmen. Auf diese Situation und die damit verbundene Perspektive war Macron am 9. Juni, als die Zahlen der Europawahlen bekannt wurden, offensichtlich vorbereitet, sodass er, als Jordan Bardella, der Präsident des RN, aufgrund der veränderten Mehrheitsverhältnisse neue Wahlen forderte, mit einer sehr schnellen eigenen Ankündigung antworten konnte.

Das Horoskop des RN-Präsidenten Jordan Bardella

In Frankreich besteht eine lange Tradition von aktiven Datensammlern, die sich schon früh für die Daten von Persönlichkeiten interessieren, die später einmal von öffentlichem Interesse sein könnten. Hinzu kommt, dass, wie ich es einige Male erlebt habe, bei Anfragen bei den Behörden für einen Geburtsschein, dieser häufig ganz automatisch inklusive Geburtszeit geliefert wird. Solches kommt uns Astrologen, wenn wir es mit französischen Persönlichkeiten zu tun haben, zugute. Schliesslich sind es auch diese minutiösen Datensammlungen, die dem Ehepaar Gauquelin ermöglicht haben, ihre statistischen Untersuchungen an Tausenden von Berufsleuten durchzuführen, was auf die Ausarbeitung entsprechender statistisch relevanter Verteilungen um die Hauptachsen des Horoskops führte, mit einer deutlichen Tendenz zu einer Häufung jeweils im zwölften und im neunten sowie – weniger deutlich – im sechsten und im dritten Haus des Horoskops (bei Sportlern und Militärpersonen handelt es sich dabei um Stellungen des Mars, bei Schauspielern und Politikern des Jupiter, bei Wissenschaftlern des Saturn, etc.).

Das Horoskop von Jordan Bardella, dem seit 2022 von Marine Le Pen zum Präsidenten des Rassemblement National ernannten Shooting Stars ist in Fig. 4 abgebildet. Wir erkennen darin mit fünf Planeten in Erdzeichen, wovon die Sonne in Jungfrau und der Mond in Stier, eine starke Erdbetonung, die jemanden kennzeichnet, der solide auf dem Boden verankert ist. Diese Qualität tut dem RN gut, und Jordan Bardella entpuppt sich als Segen für die Partei, die erst seit seiner Führung richtig aufgedreht hat. Dabei fällt auf, dass Bardellas Horoskop etliche Gemeinsamkeiten mit jenem von Emmanuel Macron zeigt, so zum Beispiel die Stellung des Mondes, die unter Zulassung eines Orbs von 1 Grad mit jener Emmanuel Macrons identisch ist. Der Gefühlsplanet ist bei Bardella allerdings harmonischer gestellt. Er steht nicht in Opposition zum Uranus und im Quadrat zum Mars wie bei Macron, sondern im Trigon zur Sonne und im Quinkunx zum Merkur. Im fünften Haus kommt Bardella damit eine Fähigkeit zu, überzeugend aufzutreten und dabei verlässlich und realistisch zu wirken. Die gleiche Mond-Stellung könnte auch bedeuten, dass die beiden im Falle, dass Macron den Präsidenten und Bardella den Regierungschef stellt, sich möglicherweise ganz gut verstehen. Eine weitere Gemeinsamkeit zeigt sich in der Form, dass nicht nur Macron in seinem Horoskop eine ausgeprägte Schützekomponente aufweist, sondern auch Bardella entsprechende Qualitäten einbringt. So verfügt er über einen Schütze-Aszendenten und Jupiter im eigenen Zeichen Schütze, wobei Bardellas Aszendent auf Macrons Venus zu liegen kommt, was darauf hinweist, dass im Kontakt mit Bardella Macron mit seiner Venus im Schützezeichen und im elften Haus in Kontakt kommt, eine günstige Voraussetzung für das Aufkommen von Sympathie. Macrons Aszendent auf 29 Grad Steinbock aktiviert bei Bardella hingegen den Uranus auf 27 Grad Steinbock, der in seinem Geburtshoroskop im zweiten Haus steht. Damit dürfte Bardella in Anwesenheit von Macron Kreativität entfalten und voller Ideen sein. Das Uranus-Thema ist bei ihm umso wichtiger, als es im Quadrat zur Mondknotenachse stattfindet, und sich aufgrund einer Konjunktion mit Neptun mit Fantasie und Einfühlungsvermögen vermischt. Im Abstand von 18 Jahren geboren, weisen auch Macron und Bardella die gleiche Stellung des Mondknotens im Zeichen Waage und auf 1 ½ Grad genau die gleiche Lilith-Position Ende Zwillinge auf.

Die Chancen stehen also gut, dass die beiden in der ihnen zukommenden Rollenverteilung – Macron als Präsident und Bardella als Regierungschef – günstige Voraussetzungen mitbringen, um miteinander auszukommen. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob Bardella sich zwischen dem Wunsch, mit Macron einen konstruktiven Dialog aufrechtzuerhalten und den Forderungen seiner Mentorin Marine Le Pen nicht hin und her gerissen fühlt. Man kann sich nämlich ausrechnen, dass Macron, der vor kurzem unter dem Eindruck der Zugkraft des RN unter Bardella, mit Gabriel Attal (35 Jahre) ebenfalls einen jüngeren Politiker zum Regierungschef ernannt hat, dies auch deshalb getan hat, um dem RN Paroli zu bieten.

Ausgeprägte Resonanz zwischen Macron und Bardella

Der starke Eindruck, den Bardella auf Macron gemacht haben dürfte, ergibt sich auch aus dem Composithoroskop der beiden. Wir beobachten in diesem eine Pluto/Venus/Sonne-Konjunktion im Bereich von 7 – 10 Grad Skorpion am MC, eine Stellung, die sich in Opposition zum Mond auf 14 Grad Stier (am IC) befindet. Das kreative Miteinander wird auch angezeigt durch eine Mars/Jupiter-Konjunktion im neunten Haus, im Quadrat zu Uranus im zwölften. Neptun steht in der Nähe des Composite-Aszendenten, was auf Idealismus, aber auch auf Täuschungen hinweisen kann (Fig. 5). (Für diejenigen, die lieber mit dem Kombin arbeiten: Auch in diesem gibt es – nun am IC – eine grosse Konjunktion von Mond, Pluto, Sonne und einer rückläufigen Venus, wobei Letztere ein Quadrat zum Mars in Wassermann macht – auch dies ein Hinweis auf eine intensive, aber auch störungsanfällige Beziehung.)

Beziehungsthema auf dem Prüfstand

Während bei den gegenwärtigen Transiten bei Bardella vor allem das Quadrat des Neptun (Ende Fische) zur Lilith (Ende Zwillinge) auffällt – ein Transit, den er mit Macron teilt, ist wohl auch die Opposition des Neptun zu seiner Venus/Chiron-Konjunktion Ende Jungfrau/Anfang Waage von Belang, wodurch seine Beziehungsthematik auf dem Prüfstand steht. Diese ist mit Venus Konjunktion Chiron, Opposition Saturn und Quadrat Lilith (letztere zusätzlich im siebten Haus) nicht ganz einfach. Offensichtlich bemüht sich der RN auch, Informationen dazu unter dem Deckel zu halten. So berichten die einen Medien, er sei noch mit der Nichte von Marine Le Pen, Nolwenn Olivier, liiert, während andere behaupten, die Beziehung bestehe nicht mehr. Verbindliche Präzisierungen dazu gibt es weder von Bardella noch von Vertretern des RN.

Progressionen

Die direkten Progressionen zeigen vor allem für die nächsten Jahre markante Entwicklungen. So steht der progressive Aszendent (19 Grad Steinbock) gegenwärtig kurz vor dem Trigon zur Radix-Sonne (20 Grad Jungfrau) und drei Jahre vor der Konjunktion mit dem Neptun (2027), wonach dieser bis 2030 den Uranus erreicht, während sich eine progressive Mars/Pluto-Konjunktion Ende Skorpion anbahnt, auf die – gemäss der vorliegenden Geburtszeit – im Jahre 2033 der MC zu liegen kommt (die Sekundärprogressionen für 2024 sind in Fig. 6 aufgezeichnet). In diesem Bereich scheint einiges Zukunftsmusik.

Aufschlussreicher für die gegenwärtige Situation und im Hinblick auf die Frage, wie Bardella an den Punkt grossen Erfolgs gekommen ist, an dem er sich jetzt befindet, ist das konverse Horoskop, das in Fig. 7 für Mitte Juni 2024 aufgezeichnet ist. Dazu passt auch, dass das konverse Horoskop vor allem auf Dinge hinweist, die uns häufig ohne viel eigenes Zutun im positiven oder im negativen Sinne «zufliessen» oder «ereilen».

So erkennen wir auf Anhieb, dass der konverse Aszendent vor etwa einem Jahr ins Skorpionzeichen gewechselt hat, wo sich im Horoskop Bardellas im elften Haus der Pluto befindet. Eine solche Stellung kann bedeuten «Macht durch Protektionen». In einem Jahr wird der Aszendent über den Pluto gehen und diesen maximal auslösen, aber die Wirkung dürfte jetzt schon spürbar sein. Etwas Ähnliches tut sich mit dem konversen MC, der sich gegenwärtig auf 21 Grad Jungfrau befindet. Ebenfalls in einem Jahr wird dieser auf Bardellas Sonne kommen, die in seinem Horoskop im neunten Haus, im Trigon zum Neptun, steht. Der konverse MC stand vor zwei Jahren, als er Präsident des RN wurde, auf 23 Grad Jungfrau und damit im Trigon zum Neptun, während er nun, nach einer Opposition zum Saturn, sich der Radix-Sonne nähert. Gleichzeitig profitiert Bardella seit vier Jahren von einer konversen Sonne/Venus-Konjunktion im Löwezeichen, die immer noch spürbar sein dürfte.

Marine Le Pen

Nutzniesserin des fulminanten Erfolgs von Bardella ist Marine Le Pen, die eigentliche Chefin des Rassemblement National. Seit ihre Partei 2022, als sie bei den Präsidentschaftswahlen gegen Macron kandidierte, im zweiten Wahlgang über 40 % der Stimmen machte, rechnet sie sich gute Chancen aus, um bei den nächsten Präsidentschaftswahlen des Jahres 2027 das Rennen zu machen. Gemäss ihren Plänen will sie mit Jordan Bardella als Premierminister zur Präsidentin der Republik gewählt werden. Macron meint, dieser im Moment schwer aufzuhaltenden Entwicklung einen Riegel schieben zu können, indem der RN unter Bardella schon früher dazu aufgerufen wird, eine Regierung zu bilden, die in seinen Augen an den Herausforderungen des praktischen Alltags scheitern dürfte, sodass den Franzosen bis 2027 die Augen über die wahre Natur des rechtsextremen Rassemblement National geöffnet werden. Wie die meisten meinen, ist eine solche Annahme aber mit hohen Risiken verbunden.

Das kämpferische Horoskop einer Unterschätzten

Unter dem Einfluss der fulminanten Erfolge des RN scheint Marine Le Pen kurz davor zu stehen, die Lorbeeren eines langen Kampfes einzufahren, sodass ihr Anspruch, in Frankreich die Macht zu erlangen, durchaus realistisch erscheint. Ihr Horoskop ist in Fig. 8 abgebildet. Es weist einen Waage-Aszendenten auf und eine Konzentration von Planeten, die sich von Krebs–Jungfrau über das zehnte, elfte und zwölfte Haus erstrecken. Im zehnten Haus stehen Mars im Krebszeichen und Sonne/Merkur in Löwe, mit der Venus als Herrscherin des Aszendenten ebenfalls in Löwe, aber im elften Haus, wo auch der Planet Jupiter im Jungfrauzeichen steht. Damit entpuppt sich Le Pen mit dem Mars im zehnten Haus im Quadrat zum Saturn als unermüdliche Kämpferin, mit – aufgrund von drei persönlichen Planeten im Löwezeichen – einem ausgeprägten Anspruch auf Dominanz. Dabei sorgen Venus und Jupiter in ihrem elften Haus für Popularität und sie profitiert von nützlichen Unterstützungen. Der Mond im Steinbockzeichen im dritten Haus vermittelt ihr im kommunikativen Bereich viel Beharrlichkeit, und dies wird auch durch ein Trigon zum Saturn unterstützt. Eine Schwachstelle scheint bei Betrachtung ihres Horoskops im Beziehungsbereich zu liegen. Mit der Venus als Herrscherin des Aszendenten im Quadrat zum Neptun kann man verstehen, dass das Leben für die Mutter von drei Kindern durch zahlreiche Enttäuschungen geprägt war. Ihre drei Kinder, darunter ein Zwillingspaar, hatte sie innerhalb eines Jahres, aber bereits ein weiteres Jahr später ging ihre Ehe mit ihrem ersten Mann zu Ende. Nach dem Scheitern ihrer zweiten Ehe vor fünf Jahren scheint sie mit ihrer Jugendfreundin, die ebenfalls in ihrer Partei engagiert ist, zusammenzuleben. In einem Interview vor zwei Jahren meinte sie: «Ich verspüre kein Manko. Ich bin glücklich allein zu sein und erwarte nichts von einem Mann. Ich lebe mit meiner liebsten Jugendfreundin zusammen und das macht vieles einfacher. Mein Leben ist anstrengend. Seit 10 Jahren begleiten mich Polizisten sogar bei meinen Einkäufen. Welcher Mann wäre bereit, all dies auszuhalten?»

Man könnte sich schwerlich eine zutreffendere Beschreibung einer schwierigen Ausprägung eines Quadrats zwischen Venus in Löwe im elften Haus und Neptun in Skorpion im zweiten Haus vorstellen, als dieses aufrichtige Zeugnis von Marine Le Pen. «Keine Sehnsucht nach einem Mann», fügt die sie interviewende Zeitschrift «Closer» hinzu, sondern «der Traum, Präsidentin der Republik zu werden».

Progressionen aktivieren Lebenstraum

Dieser Traum wird nun lebendig. Dies zeigt sich in den Progressionen (Fig. 9) darin, dass Marine Le Pens Radix-Aszendent, der auf 15 Grad Waage steht, progressiv vor zwei Jahren Le Pens Neptun auf 24 Grad Skorpion erreichte. Seit dem letzten Jahr steht er gar auf dem progressiven Neptun auf 25 Grad Skorpion, und dies bedeutet, dass Le Pens Traum Wirklichkeit werden könnte, falls die Dinge so verlaufen, wie sie es sich wünscht. Mit Neptun weiss man es allerdings nie so genau. Bei der Umsetzung von Le Pens Vision spielt Jordan Bardella eine wichtige Rolle, und sie empfindet ihn als Geschenk des Himmels. Auch er bringt eine grosse Dankbarkeit ihr gegenüber zum Ausdruck. Wird diese Beziehung aber halten, nachdem viele andere in die Brüche gegangen sind? Dies umso mehr als zurzeit (Mitte 2024 - Frühjahr 2025) der laufende Uranus zu Le Pens Venus/Neptun-Quadrat einen Spannungsaspekt bildet. Zurzeit herrscht jedoch viel Zuversicht und Marine Le Pen fühlt sich mit dem laufenden Pluto, der im Herbst zum letzten Mal eine Opposition zu ihrem Mars bildet, voller Kampfeslust. Der konverse MC, der 2017 eine Konjunktion mit ihrer Radix-Lilith in Zwillinge und im achten Haus bildete, hat Ende letzten Jahres die konverse Lilith auf 29 Grad Stier erreicht und der Aspekt befindet sich nach wie vor im Orb (nicht aufgezeichnet). Bedeutet dies, dass Marine Le Pens Kampf um ihre Lilith-hafte weibliche Verwirklichung in einer dominanten Männerwelt nun ihr Ziel erreicht? Zumindest hat sie im Zusammenhang mit einer solchen Stellung erkannt, wie sie dem Erfolg näherkommt: Die Stimmen der Unzufriedenen amplifizieren und zum Ausdruck bringen und gleichzeitig einen Vorgang in Gang bringen, den sie als «Entdiabolisierung» bezeichnet. Dadurch, dass man sich zur Anwältin der Benachteiligten macht und dafür sorgt, bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten, kann man Erfolg haben. Gleichzeitig ist dies das Rezept eines beunruhigenden und gefährlichen Populismus, bei dem man nicht weiss, wo sein Anspruch endet, wenn man ihn einmal zugelassen hat.

 

 

Fussnoten
[1] Damals verkalkulierte sich der ebenfalls schützebetonte (Sonne, Mond und Merkur in Schütze) französische Präsident Jacques Chirac, als er Neuwahlen ausrief, weil er sich davon ein grösseres Stimmenmehr für seine Partei versprach. Das Resultat war aber ein Verlust der absoluten Mehrheit, sodass er danach fünf Jahre in einer Kohabitation mit den Sozialisten ausharren musste (Staatspräsidenten wurden damals für eine Amtszeit von 7 Jahren gewählt).
[2] Im Gegensatz zu den Transiten, welche die Planeten verkörpern, wie sie zum betreffenden Zeitpunkt tatsächlich am Himmel, bzw. auf der Ekliptik stehen, beziehen sich die Progressionen auf die Stellungen der Planeten und Achsen so viele Tage nach der Geburt, wie wir an Jahren zählen. Spiegelbildlich dazu stehen die konversen Progressionen, die wir finden, indem wir die Stellungen so viele Tage vor unserer Geburt betrachten, wie wir an Jahren aufweisen. Die konversen Progressionen entwerfen eine andere Kulisse unseres Lebens als die direkten Progressionen. Sie bringen vermehrt schicksalhafte Prägungen ebenso wie glückliche Fügungen zum Ausdruck.


Claude Weiss beschäftigt sich seit über 50 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Analysen anbietet; von 1988 bis 2019 Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); gefragter Referent an internationalen Kongressen. Bücher: «Das Menschheitshoroskop und die grossen Zyklen - Ein Schlüssel zum Verständnis unserer heutigen Zeit», «Die 28 Mondphasen der Geburt - Eine inspirierende Erweiterung des klassischen 8-Phasen-Mandalas», «Warum wir uns inkarnieren - Das Geheimnis des karmischen Neumondes», «Horoskopanalyse» Band 1 und 2 (Band 2 ist in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erhältlich), «Karmische Horoskopanalyse», Band 1 und 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010-2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail an Claude Weiss.

 

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